12. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus (10,26-33)
Erinnern Sie sich noch, wie Jesus im Evangelium vom letzten Sonntag seine Freunde, seine Christen, also auch uns, beauftragt hat, zu den Menschen zu gehen und mit ihnen von Gott und von ihm zu sprechen? Das erwartet er von uns. Das ist sein Auftrag an einen jeden von uns.
Aber Jesus hat auch einmal gesagt: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Es ist also mit Risiken verbunden! Die Geschichte hat das immer wieder bestätigt. Oft war es gefährlich, sich als Christ zu bekennen, ja sogar lebensgefährlich.
Übrigens: auch heute ist das in bestimmten Ländern unserer Welt der Fall. In den Diktaturen heute und denen der letzten hundert Jahre, im kommunistischen Osten, in der DDR und im Nationalsozialismus, gab es mutige Christen, die zu ihrem christlichen Glauben standen, und dafür Gefängnis und grobe Benachteiligungen in Kauf nahmen.
Heute leben wir in einem Land mit Religionsfreiheit. Es ist nicht mehr „gefährlich“ sich als Christ zu bekennen. Aber trotzdem: die berühmte "Gretchenfrage“ von Goethe bleibt aktuell! „Nun sag, wie hast du's mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub', du hältst nicht viel davon." "Glaubst du an Gott?" Diese schlichte und direkte Frage ruft oft Verlegenheit hervor, wird als peinlich und indiskret empfunden. Darauf möchte man nicht angesprochen werden. Religion ist - bitteschön - Privatsache, etwas fürs stille Kämmerchen; im öffentlichen Leben ist kein Platz für einen Glauben. Ein persönliches Bekenntnis, das ist ein Tabu, oft selbst in der eigenen Familie! Religion ist heute in den Augen vieler Menschen etwas von gestern; das ist etwas für naive Gemüter.
Wie oft reden wir über unseren ganz persönlichen Glauben an Jesus mit dem eigenen Partner/ der Partnerin? Mit den eigenen Kindern? Und das nicht so sehr in Diskussionen und Streitgesprächen, sondern: Wie oft zeige ich, bezeuge ich, dass mein Glaube an Jesus mir wichtig ist, für mein Leben bedeutungsvoll, lebenswichtig ist? Ich glaube an Jesus. Ich glaube daran, dass Gott mich zum Leben geschaffen hat. Ich stehe dazu, regelmäßig zu beten, den Sonntagsgottesdienst zu besuchen, weil mir das ein inneres Bedürfnis, eine innere Pflicht ist, weil ich an Gott glaube, weil ich Gott liebe. Ich lebe aus dem Glauben, dass ich von Gott geliebt bin. Deswegen bin ich Christ. Wie weit sind wir bereit, uns für unseren Glauben einzusetzen, dafür etwas zu tun, ja sogar Nachteile in Kauf zu nehmen?
Folgendes Gebet bringt es auf den Punkt: „Gott, ich habe meine Treue zu dir bekannt, zu deinem Wort. Doch man macht mich klein, ich soll schweigen. Gott, ich habe meine Freude über dich bekannt: Doch man lächelt mitleidig darüber, ich soll meinen Mund halten. Gott, ich habe meine Liebe zu dir bekannt, zu deiner Güte. Doch man nimmt mich nicht ernst, ich soll still sein.“
Im heutigen Evangelium will Jesus uns Mut machen, unser Selbstvertrauen stärken. „Habt keine Angst! Was ich euch in der Dunkelheit, in der Stille eures Herzens anvertraue, was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft laut in der Öffentlichkeit aus. Fürchtet euch nicht, lasst euch nicht verunsichern!
Und warum sollen wir uns nicht fürchten, zu unserer christlichen Glaubensüberzeugung zu stehen und andere daran teilnehmen zu lassen? Jesus begründet das auf seine typische Art in einer Bildsprache: Wenn Gott schon scheinbar total unwichtige Spatzen wertvoll sind, wieviel mehr dann ihr! Er weiß sogar, wie viele Haare ihr auf dem Kopf habt (und das ist ja sehr unterschiedlich!). Gott weiß um jeden Einzelnen von euch. „Wir fallen nie tiefer als in seine Hand“ singen wir in einem unserer Lieder. Wir können also voll Vertrauen und Selbstbewusst zu unserem christlichen Glauben, zu unserem Christsein stehen und dafür eintreten. Das versichert uns Jesus mit seinen heutigen „Mutmacher-Worten“.